KIT 11: Verfahrene Verfahren – wenn Erfahrung nichts zählt.
Alle sprechen vom Fachkräftemangel. Besteht das Problem wirklich im Mangel – oder was ist das Problem
Werfen wir einen Blick auf
  • verfahrene Rekrutierungsverfahren,
  • übersehene Kompetenzen und
  • eine stille Generationenfrage.
Autor: Hans G. Stamm
Durchs Raster
Vielleicht fehlen nicht bloß Fachkräfte sondern auch funktionierende Auswahlverfahren.
Warum viele Bildungsbiografien durchfallen
Qualifiziert disqualifiziert
früher Abbrecher — heute Bachelor
Wer früher keine Diplomarbeit schrieb, brach sein Studium nach 9 Semestern mit Prüfungen und Scheinen ergebnislos ab und hat bis heute nichts in der Hand.
Der heutige Bachelorabschluss eines Studiums nach 6 Semestern existiert flächendeckend erst seit 2009
(Bayern und Sachsen waren die Schlusslichter des "Bologna-Prozess".)
Qualifiziert disqualifiziert
"Von Nichts kommt Nichts"
Eine akademische Laufbahn ohne formalen Abschluss wird in automatisierten Bewerbungssystemen nicht erfasst –
das System kennt nur "ja" oder "nein" bei Abschlüssen.
IT-Pioniere
Die Geschichte der elektronischen Datenverarbeitung in Deutschland wurde maßgeblich durch enthusiastische Autodidakten in den Unternehmen geprägt, lange bevor formale Studiengänge existierten.
Trotz Enthusiasmus
Ohne akademischen Abschluss ist es heute schwer, IT-Positionen zu erlangen - selbst mit jahrzehntelanger Praxis.
Die Akademisierung verschärft den Fachkräftemangel…
Was bedeutet Akademisierung?
Verdrängungseffekt
Positionen, die traditionell durch Berufsausbildung oder praktische Erfahrung zugänglich waren, sind zunehmend nur noch mit einem Hochschulabschluss zu bekommen. Dies führt zur systematischen Verdrängung erfahrener Fachkräfte ohne akademischen Hintergrund.
Das betrifft vor allem ältere Arbeitnehmende.
Was bedeutet Akademisierung?
Dieser Effekt zeigt sich auch besonders in:
  • Gesundheits- und Pflegeberufen
  • Sozialarbeit und Kindheitspädagogik
  • Handwerk und technische Berufen
  • Verwaltung und Büro – oft bei gleichbleibenden Aufgaben
Seelisch verwundet
Klar ist: Betroffene erfahren finanzielle Einbußen, soziale Hürden aber auch seelische Verwundung.
abgelehnt
Wie demütigend ist es, in einem Fachgebiet abgelehnt zu werden, das man selbst mit aufgebaut und jahrelang geprägt hat?
abgewertet
Wie fühlt es sich an, wenn Kompetenzen nichts mehr wert sind — nicht weil man sie nicht hätte, sondern wegen geänderter formaler Anforderungen?
ausgegrenzt
Wie ist es, erst als Wegbereiter:innen und Expert:innen angesehen und dann als unqualifiziert abgestempelt zu werden?
Weiter, stiller, tiefer
Vielleicht ist noch etwas anderes am Werk:
Ein stiller Generationenkonflikt. Nicht laut und konfrontativ, wie man es vielleicht vermuten würde – sondern leise, strukturell, in Entscheidungen und Prozessen.
Dazu weitere Fragen:
Alles ein Missverständnis?
Erfahrung oder Besserwisserei?
Jüngere wollen nicht da weitermachen, wo andere aufgehört haben. Wenn ältere Bewerber ihre Erfolge präsentieren, kann das übertrieben oder angeberisch wirken - obwohl es vielleicht um berechtigten Stolz geht.
In einer Welt, die Veränderung sucht, kann das leicht als Rückwärtsgewandtheit missverstanden werden.
Was für die einen als Kompetenzbeweis gilt, ist für andere vielleicht Boomersplaining.
Zum Vergleich:
Wenn junge Eltern zu ihren Eltern sagen:
"Danke, aber wir machen das jetzt anders."
Dann ist das kein Angriff auf die Erfahrung der Älteren –
sondern der ganz normale Wunsch nach Übernahme von Selbstverantwortung.
Oder doch leise Ausgrenzung?
Vielleicht zeigt sich der Generationenkonflikt im Beruf auch deshalb so subtil, weil dort niemand offen sagt:
„Lasst uns das jetzt bitte alleine machen.“
Und stattdessen heißt es: "Wir haben uns für jemanden entschieden, der besser ins Team passt." Oder: Sie sind überqualifiziert."
Freundliche Worte, die jedoch nach leiser Ausgrenzung schmecken.
Oder gar ein stiller Vorwurf?
Vielleicht werden Menschen über 50 bei Neubesetzungen übersehen, weil die jüngere Generation angesichts aktueller Krisen denkt:
„Haut bloß ab! Ihr habt es doch verk**kt.“?
Nicht ausgesprochen – aber spürbar.
Und genau das verändert alles?
Konfliktfreie Loslösung?
Ist das Ignorieren derer, die stolz auf ihr Geleistetes sind, vielleicht auch ein stiller Versuch, sie möglichst konfliktfrei loszuwerden?
Um eigene Wege zu gehen – ohne dauernde Rückbindung an die Vergangenheit?
Ich weiß es nicht.
Ich habe keine einfachen Antworten.
Was ich weiß:
Jede Generation hat das Recht, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und
auch ihre eigenen Fehler.
Und ja — ich muss einräumen:
Meine Generation hat, — bei allem, was wir erreicht haben und wofür wir Respekt verdienen — auch einiges verk**kt.
Und manches davon lässt sich wohl nicht mehr gutmachen.
Erfahrung
Was wäre nötig, damit Erfahrung wieder als Ressource zählt – statt als Störgröße?
Ich bin gespannt auf Eure Kommentare
Kontakt und Termine

lemontaps.com

Meine digitale Visitenkarte

Alle Kontaktdaten auf einen Klick in Deinem Device

Impressum
Verantwortlich für den Inhalt:
Hans G. Stamm – Consulting
Albert-Hugard-Str. 41 | 79219 Staufen im ​Breisgau​
​info@hansgstamm.de​​ ​| ​https://www.libero-ideas.de/impressum